Warum altes Leinen Elke zum Pflanzenfärben gebracht hat – ein Interview
Elke aus dem Vom Hof zum Garn-Projektteam wird diesen Sommer fünf Workshops zum Thema Pflanzenfärben im Wandelgrund geben. Sie ist hauptberuflich Pflanzenfärberin und gibt nicht nur Workshops, sondern übernimmt auch Auftragsfärbungen z.B.. für Museen, verkauft Färbepflanzensaatgut und Färbesets und schreibt einen tollen Blog mit viel Wissenswertem zu ihrem Lieblingsthema. Im Mai starten wir mit dem ersten Kurs – ein guter Anlass, um euch Elke einmal näher vorzustellen:
Was fasziniert dich am meisten an Pflanzenfarben?
Dass es nach über 13 Jahren immer noch so spannend ist! Ursprünglich war ich sehr neugierig auf die Farben, bei denen es immer mal Überraschungen gibt und auch der Zufall die Hand mit im Spiel hat – und vor allem Farben, die man den Pflanzen von außen gar nicht ansieht!
Inzwischen ist es die Beziehung, die ich dadurch zu Farben habe. Pflanzliche Farben, egal ob auf Stoff, Garn oder Papier, haben für mich eine Identität und Geschichte.
Wie bist du selbst zum Pflanzenfärben gekommen?
Als Mode-Studentin habe ich alte Leinenstoffe geschenkt bekommen, die meine Oma über Jahrzehnte gehütet hatte. Die wurden in den 1920ern bis 1930 von meiner Urgroßmutter und ihrer Mutter gesponnen und gewebt, und zu der Zeit hat auch die Familie selbst dafür noch Flachs angebaut. Diese Stoffe haben mich mit viel Ehrfurcht erfüllt. Ich hab über all die Zeit, die Arbeit und das Können nachgedacht, die in diesen Stoffen stecken.
Ein paar der Stoffe habe ich dann mit Pflanzenfarben gefärbt. Ich hatte die vage Vorstellung, dass dieses Färben sicher auch zeitintensiv ist, und den Stoffen damit vielleicht gerecht würde. Ob das so ist, da bin ich mir heute gar nicht mehr sicher, schließlich sind die auch so sehr schön!
Aber die Liebe zu den Pflanzenfarben habe ich dadurch entdeckt – und sie ist bis heute geblieben
Warum gibst du so viele Workshops zum Thema Pflanzenfärben?
Einerseits macht mir das Färben immer wieder Spaß – aber auch das Färben mit anderen zusammen, denn sonst arbeite ich ja meist allein. Ich mag es, das Wissen dazu weiterzugeben und fände es toll, wenn viel mehr Menschen vertrauter mit Pflanzenfarben und Textilien wären.
Ich stelle mir vor, dass sie dann nicht nur einen verlorenen Knopf an einer Bluse annähen können, sondern mit Pflanzen aus der Umgebung auch mal Flecken überfärben.
In den Workshops entstehen oft spannende Gespräche, die mich auch bereichern. Und natürlich ist es toll, die Freude mitzuerleben, wenn jemand zum ersten Mal etwas gefärbt hat, das ihr oder ihm richtig gut gefällt – und das ‘nur’ mit Pflanzen. Das ist großartig!
Was ist dir bei deinen Workshops besonders wichtig?
Ich möchte bei allen Workshops Neugier wecken und ein Verständnis für die Grundlagen der Pflanzenfarben schaffen. Es ist nie eine reine Theorie-Veranstaltung, denn die Praxis beim Färben macht so Spaß und das selbst Erleben soll im Vordergrund stehen.
Mir ist wichtig, dass bei allen ein paar Grundlagen hängenbleiben: Dass es verschiedene Beizen gibt, wann und wieso sie für die Haltbarkeit der Farben wichtig sind, und auch, dass nicht jede Pflanze, nur weil sie bunt ist, unbedingt eine geeignete Färberpflanze ist.
Darüber hinaus gehe ich gerne auf unterschiedliche Schwerpunkte ein, denn was eine:r Person beim Färben wichtig ist, kann sehr unterschiedlich sein: Haltbarkeit oder Unkompliziertheit, bestimmte Farben oder der Bezug zur Pflanze vor der Haustür. Zu jedem Workshop gibt es immer ein Booklet dazu, damit man Dinge nachlesen kann, wenn man Details vergessen hat.
In meinen Workshops möchte mich nicht als große Expertin inszenieren, denn auch für mich gibt es immer noch so viel zu lernen. Und ich hoffe natürlich, dass ich Leute dazu motivieren und inspirieren kann, sich anschließend selbst ans Färben zu wagen!
Welche Aspekte des Pflanzenfärbens können Menschen dieses Jahr von dir im Wandelgrund lernen?
Für die Workshops im Wandelgrund wollte ich ein möglichst abwechslungsreiches Angebot machen: Die Workshops ergänzen sich, und man könnte verschiedene davon kombinieren und dann Neues entdecken! Sie sind auch an den Verlauf der Jahreszeiten angepasst, so dass wir auf die Pflanzenwelt im Wandelgrundeingehen können.
Im Tintenlabor (26. Mai) liegt der Fokus ausnahmsweise nicht auf Textilem, da stellen wir verschiedene bunte Pflanzentinten zum Zeichnen und Schreiben her. In diesem Kurs können wir gemeinsam experimentieren und mit dem Angebot der Natur spielen. Wir probieren aber auch ein ganz altes Rezept für eine haltbare Tinte aus, mit der früher viele wichtige Dokumente verfasst wurden!
Bei allen anderen Workshops geht es ums Färben von Stoffen, ich stelle dafür auch Tücher und Stoffproben bereit.
Bundle Dye und Eco Print sind beides Varianten vom ‘Kontaktfärben’. Das ist eine sehr direkte Färbemethode, mit der man tolle Abdrücke und Muster auf Stoffe färben kann. Beim Bundle Dye erkunden wir die tollen Farben der Sommerblumen aus dem Färbergarten. Das ist auch toll für (etwas größere) Kinder ab etwa 12 Jahren (in Begleitung).
Eco Print gibt es dann im Herbst, da schauen wir auf die Bäume im Wandelgrund, und lernen, wie man Abdrücke von den Blättern auf Stoff festhält. Hier stelle ich auch noch verschiedene Beizmethoden vor, die beim Eco Print besonders zur Geltung kommen.
Der Tagesworkshop Färben mit Pflanzen und das Indigo Intro finden im August am gleichen Wochenende statt – für alle, die eine etwas weitere Anfahrt haben und für ein ganzes Wochenende nach Dresden kommen, dachte ich, das passt gut zusammen.
Beim Tagesworkshop gibt es eine umfassende Einführung in’s Pflanzenfärben. Vom Vorbereiten und Beizen über das Herstellen von Farbbädern aus den Pflanzen bis zum Färben und dem möglichen Nachbehandeln der Farben beschäftigen wir uns sehr umfangreich mit dem Thema! Und weil wir uns den Tag lang Zeit nehmen, können wir viele Fragen besprechen und natürlich auch alle selbst Färben. Alle dürfen auch selbst was zum Färben mitbringen. Das könnten Stoffstücke sein, Wollgarn im Strang oder auch Kleidungsstücke zum Überfärben.
Bei Indigo Intro – der Name sagt es -geht’s um das Blaufärben mit Indigo. Das funktioniert nämlich komplett anders als mit den anderen Pflanzenfarben! Da wird es auch ganz praktisch. Zunächst setzt jede*r eine eigene Miniküpe an – die darf dann auch mit nach Hause genommen werden. Und das mit ungiftigen Zutaten – anders als beim industriellen Indigofärben, das meist sehr bedenklich für die Arbeitenden ist und die Umwelt belasten kann.
An den Miniküpen im Glas können wir gut beobachten, wie sich so eine Küpe (Küpe heißt beim Indigo das Färbebad) entwickelt, bis sie schließlich bereit ist. Denn auch hier will gut Ding Weile haben. Und dann ist Zeit, in der großen Küpe zu Färben, die im Wandelgrund steht!
Wer möchte, kann auch nach dem Indigo-Workshop noch bis zum Abend selbstständig weiterfärben.
Gibt es ein Färbeprojekt oder eine Technik, die du in der Zukunft unbedingt einmal lernen/ausprobieren willst?
Ich wünschte, es gäbe mehr Zeit, denn Ideen hab ich viele! Ich habe mir für dieses Jahr vorgenommen, wieder öfter nur zum Spaß mit Indigo zu färben. Und dafür Reservepasten zu testen, mit denen ich Muster auf die Stoffe malen kann, die dann weiß bleiben. Ähnlich wie beim Blaudruck.
Und ich möchte auch dieses Jahr weiter auf Färbepilz-Suche gehen und die Pilze aus dem letzten Herbst endlich testen. Die warten nämlich noch auf ihren großen Moment.
Wer jetzt Lust bekommen hat, einen oder mehrere Kurse von Elke im Wandelgrund zu besuchen, findet alle Informationen für die Buchung auf unserer Veranstaltungsseite. Elkes Website mit weiteren Kursen in Berlin sowie ihrem Blog und dem Online-Shop findest du unter floraundfarbe.de.
Interview: Mona Knorr, Fotos: Wildesbusiness.de, Elke Fiebig.