Update von #VomHofzumGarn im April – Flachsaussaat
Während wir auf die Rückkehr der Schafe in den Wandelgrund warten – wir leihen uns auch in diesem Jahr wieder eine kleine Delegation aus der Herde von Frank und Anita Ringling – hat sich einiges in den Schaubeeten und auf dem Flachs- und Färbepflanzenfeld getan. Zeit für ein Update aus unserem Vereinsprojekt #VomHofzumGarn.
Sortenvielfalt im Flachs-Schaubeet!
Am 21. März haben wir acht Sorten Flachs in unser kleines Schaubeet hinter dem Haupthaus gesät: Löbauer Blau, Regina, Felice, Avian, Nathalie, Christine, Agathe und ein Tütchen ohne Sortenbezeichnung. Die kleinen Pflänzchen sind mittlerweile schon einige Zentimeter groß und wir sind gespannt, wie sie sich entwickeln und was wir von ihnen für die Aussaat und Pflege auf dem Feld lernen können. Wir haben außerdem noch ein paar weitere Sorten in der Genbank des IPK in Gatersleben ausfindig gemacht und bestellt (u.a. solche, die wir im Sortenbuch der DDR gefunden haben) – wir hoffen, sie kommen noch rechtzeitig bei uns an, so dass wir sie schon in diesem Jahr säen und vermehren können. Unsere Fortbildung im Februar hat uns sehr motiviert, tiefer in die Flachstradition unserer Region einzutauchen und auch gezielt nach regionalen Sorten zu suchen. Wenn du Tipps oder Literaturhinweise für uns hast, freuen wir uns über eine Nachricht.
Der Flachs auf dem Feld war etwas später dran
Wir starten in unser erstes Flachsjahr mit fünf Sorten auf 60qm. Die Flachsaussaat hat sich jedoch wetterbedingt weiter nach hinten verschoben, als ursprünglich geplant. Klassischerweise wird Flachs auf einem Feld ausgesät, das schon im Herbst vorbereitet wurde und damit „schwarz“ über den Winter gegangen ist (also ohne Bodenbedeckung durch lebende Pflanzen). Da wir uns im Wandelgrund an der regenerativen Landwirtschaft orientieren, kam diese Variante für uns nicht in Frage, und wir haben im Herbst eine Gründüngung gesät, um eine “grüne Brücke” über den Winter zu erzeugen. Das dient nicht nur allen Bodenlebewesen wie Regenwurm und Co. als Nahrung, sondern schützt auch vor Erosion durch Winterniederschläge (was sich in diesem sehr nassen Winter besonders ausgezahlt hat). Diese Gründüngung mussten wir nun im Frühjahr erst einarbeiten, und dafür war es lange Zeit noch zu nass. Als wir dann soweit waren, war es dann zu trocken für die Saatbettbereitung, was die Aussaat wieder verzögerte. Man merkt: wie man’s macht, macht man’s falsch – oder: Arbeiten mit und in der Natur ist eben komplex und man hat nicht alles selbst in der Hand. Aber Donnerstag Vormittag war es endlich soweit und der Flachs kann jetzt gedeihen! Dafür ist es noch längst nicht zu spät, denn die Ernte ist rund 100 Tage später.
Wir konnten Flachsgeräte von einem Museum übernehmen
Durch einen Tipp, den wir im Februar beim Vortrag im Museum bekommen haben, konnten wir im März eine Sammlung Geräte für die Flachsverarbeitung aus einem sich in Auflösung befindlichen, privaten Museum in Bergen bei Hoyerswerda übernehmen. Jetzt sind wir nahezu komplett ausgestattet – mit Riffeln, Brechen, einem Schwingbock und ein paar Hecheln. Ob insbesondere die Hecheln noch nutzbar sind, müssen wir im Herbst ausprobieren, aber wir hatten ohnehin geplant, ein paar neue zu bauen. Wir freuen uns, dass die Werkzeuge aus der Lausitz jetzt bei uns sind, und wir damit auch an das Engagement der Familie Zschieschang anknüpfen können, die in ihrem Museum viele Jahre die handwerkliche Verarbeitung von Flachs an interessierte Gruppen vermittelt hat.
Unsere Färbepflanzen werden im Mai gepflanzt!
Im letzten Jahr hatten wir nur ein kleines Färbepflanzen-Beet, aber schon dort wurde ziemlich deutlich, dass die vorgezogenen Pflanzen die Schneckenattacken deutlich besser wegstecken konnten als die direkt gesäten. Deshalb sind wir sehr dankbar, dass die Färbepflanzen für den Anbau auf dem Feld von unserer Kooperationspartnerin Luise Lochmann in Dürrröhrsdorf-Dittersbach für uns vorgezogen werden: Waid, Saflor, Tagetes, Färberkamille, Hopi Black Sunflower, Wau, Schwefelcosmeen und Mädchenauge. Insgesamt werden es etwa 400 Pflanzen, die wir dann Mitte Mai in die Erde bringen können. Der Japanische Färberknöterich wird auf Monas Küchenfensterbank vorgezogen und kommt dann nach den Eisheiligen in ein geschütztes Beet am Hof. Im Färbepflanzen-Schaubeet blüht bereits der Waid vom letzten Jahr (s. Foto), auch Färberkamille, Krapp, Färbermeier und Färberhülse und einige Wau-Pflanzen haben den Winter gut überstanden. Im Mai beginnt übrigens die Reihe der Pflanzenfärbekurse im Wandelgrund: Tinten zum Schreiben (siehe Foto unten), Indigo, ein Ganztagesworkshop und zwei Kurse zum Kontaktfärben (Bundle Dye und Eco Print). Noch haben wir in allen Kursen freie Plätze.
Du möchtest dich aktiv in unserem Projekt einbringen?
Seit Anfang April findet jeden zweiten Mittwoch unsere Offene Textilwerkstatt im Wandelgrund statt, in der wir gemeinsam die Wolle unserer Wandelgrund-Schafe verarbeiten und färben, uns um die Schaubeete und den Flachs- und Färbepflanzenanbau auf dem Feld kümmern und voneinander lernen wollen. Wir freuen uns jederzeit über neue Gesichter und helfende Hände!
Wenn du das erste Mal kommst, melde dich bitte per Mail an hallo@wandelgrund.org an. Wenn du Interesse hast, danach häufiger zu kommen, nehmen wir dich in unsere Signal-Gruppe auf, in der wir auch Arbeitseinsätze außerhalb der Textilwerkstatt koordinieren – denn spätestens im Juni/Juli wollen die Färbepflanzen regelmäßig beerntet werden!
Die nächsten Termine für die Offene Textilwerkstatt sind der 8. und 22. Mai – mehr Informationen findest du auf unserer Veranstaltungsseite.
(Text: Mona Knorr, Fotos: Ulrike Kohn, Mona Knorr, Elke Fiebig)